Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz: Zentrum des `badischen Roms´
In ihren Grundfesten aus dem 6 Jahrhundert nach Christi Geburt stammend, wird das Konstanzer Münster schon im Jahre 780 erstmals urkundlich erwähnt. Zunächst als Kathedrale des Bistums Konstanz in prächtiger Romanik erweitert und ausgebaut, diente die Kirche während des mittelalterlichen Konzils als Sitzungssaal. Erst mit der Auflösung des Konstanzer Bistums im Jahr 1821 wurde ihre Funktion auf die eines Münsters festgelegt. Heute bildet das Konstanzer Münster eines der best erhaltenen romanischen Kirchengebäude im südwestdeutschen Raum.
Dabei finden sich unter dem Münsterplatz Reste einer keltischen Siedlung, die hier um das Jahr 120 vor Christi Geburt errichtet worden ist. Etwas jünger sind die Überreste eines römischen Wehrturms aus dem 4. Jahrhundert. Damit bildete der circa 7 Meter über dem Wasserniveau des Bodensees gelegene Münsterhügel schon früh einen beliebten Siedlungsplatz in den Uferauen des Seerheins. Mit der Gründung des Bistums Konstanz wurde an dieser strategisch bedeutsamen Stelle schließlich 590 n. Chr. eine erste Bistumskirche geweiht. Nördlich davon siedelten sich ab dem 8. Jahrhundert dann zunehmend auch Handwerker, Fischer und Beamte des Bistums an, sodass der heute als Niederburg bekannte Stadtteil als der älteste der Stadt Konstanz angesehen wird.
Markant ist, dass es sich der erste Bischof von Konstanz, Konrad I., zum Ziel gesetzt hat, rund um die Bischofskirche fünf weitere Kirchen zu errichten. Dies sollte mit den fünf römischen Patriarchalbasiliken korrespondieren und damit ein zweites Rom nördlich der Alpen schaffen, dessen Einflussbereich damals von Stuttgart bis Bern reichte. Zu diesen fünf Kirchen gehören in der Niederburg St. Johann, welche San Giovanni in Laterano entspricht, die 1836 abgerissene St. Lorenz unweit des Obermarktes, die mit San Lorenzo fuori le Mura korrespondiert, St. Paul, das San Paolo fuori le Mura entspricht sowie dem als Petersdom en miniature geplanten Kloster Petershausen, in welchem heute das Archäologische Landesmuseum untergebracht ist.
Im Inneren des Konstanzer Münsters fällt zunächst die kunstvoll gestaltete Rotunde auf, die dem Heiligen Mauritius geweiht ist und der Grabeskirche samt Grab in Jerusalem nachempfunden ist. Sie stammt aus dem Jahr 1260 und bildet einen wichtigen Wallfahrtsort am Schwäbischen Jakobsweg. Obwohl schon im Spätmittelalter geplant, kam der imposante Mittelturm des Konstanzer Münsters nach Bränden und den Wirren der Reformation erst im Jahre 1856 zur Vollendung. Auf den insgesamt 78 Meter hohen Glockenturm kann man heute hinaufsteigen und ein herrliches Panorama über das Dächergewirr der Altstadt, zum Bodensee mit der Imperia sowie hinüber in die Schweiz genießen.